Der Kryptowährungsmarkt präsentiert derzeit ein frappierendes Paradoxon: Trotz Bitcoins robuster Bewertung, die um 112.000 US-Dollar liegt, hat eine spürbare Welle von Angst, Unsicherheit und Zweifel (FUD) die Anlegerstimmung erfasst. Diese weit verbreitete Negativität wird jedoch nicht einheitlich als bärisches Signal interpretiert. Das führende Analyseunternehmen Santiment deutet an, dass solch eine allgemeine Besorgnis oft als starker Kontraindikator wirkt, der potenziell eine bevorstehende Marktrallye statt eines signifikanten Abschwungs ankündigt, was der historischen Tendenz der Märkte entspricht, sich entgegen der allgemeinen Erwartung zu bewegen.
Santiments jüngste Analyse hebt eine deutliche Verschiebung der Händlererwartungen hervor, wobei viele einen Rückgang von Bitcoin unter die kritische Marke von 100.000 US-Dollar, ein Absinken von Ethereum unter 3.500 US-Dollar und einen breiteren Altcoin-Marktrückgang erwarten. Dieser kollektive bärische Ausblick könnte laut Santiment ein beruhigendes Zeichen dafür sein, dass die vielbefürchtete tiefe Korrektur möglicherweise nicht eintreten wird. Diese Stimmungsänderung wird in ihrer jüngsten Mitteilung klar formuliert: „Händler haben ihre Meinung geändert und schwingen immer negativer, mit Erwartungen, dass Bitcoin wieder unter 100.000 US-Dollar, Ethereum wieder unter 3.500 US-Dollar fällt und Altcoins eine Korrekturphase durchlaufen. Da sich die Märkte entgegen den Erwartungen der Masse bewegen, sind diese paar Wochen FUD… ein ermutigendes Zeichen dafür, dass der erwartete tiefe Rückgang tatsächlich nicht eintreten wird.“
Divergierende Preisprognosen inmitten von Unsicherheit
Der aktuelle Marktzustand ist durch stark divergierende Prognosen bezüglich der Entwicklung von Bitcoin gekennzeichnet. Die psychologische Schwelle von 100.000 US-Dollar bleibt ein entscheidender Punkt für die Anlegerstimmung, wobei Experten zutiefst gespalten sind, ob sie als Startrampe für neue Höchststände oder als Obergrenze vor einem erheblichen Rückgang dienen wird. Während die erste Kryptowährung zum Zeitpunkt dieser Analyse bei etwa 111.925 US-Dollar gehandelt wurde, ist der langfristige Ausblick alles andere als einheitlich.
Ein Teil der Analysten prognostiziert ein erhebliches Aufwärtspotenzial für Bitcoin:
- Analyst Timothy Peterson stellte die These auf, dass Bitcoin bis Weihnachten 160.000 US-Dollar erreichen könnte, und zog Parallelen zum Marktzyklus von 2017.
- Experten von CryptoQuant haben eine Reduzierung der Bitcoin-Reserven an Börsen in Verbindung mit einer hohen Nachfrage nach Ethereum festgestellt, Indikatoren, die sie mit einer bullischen Marktphase assoziieren.
- Tephra Digital prognostiziert einen Anstieg für Bitcoin auf zwischen 167.000 und 185.000 US-Dollar bis Ende 2025 oder Anfang 2026, basierend auf Korrelationen mit Gold und der M2-Geldmenge.
Vorsichtige Ausblicke und On-Chain-Daten
Umgekehrt warnen eine Reihe von Marktbeobachtern vor übermäßigem Optimismus und verweisen auf verschiedene Indikatoren, die eine mögliche Abwärtskorrektur des Bitcoin-Preises nahelegen:
- Ein Bericht von Bitfinex Alpha deutet auf einen möglichen Preisrückgang auf 93.000-95.000 US-Dollar hin, was darauf hindeutet, dass der Markt möglicherweise noch nach einem Preisboden sucht.
- CoinDesk-Analysten hoben hervor, dass der September historisch gesehen ein Monat des Rückgangs für Bitcoin ist, und prognostizieren einen potenziellen Rückgang von 12% auf ein Unterstützungsniveau von 105.000 US-Dollar.
- Auf der Wettplattform Polymarket erreichte die Wahrscheinlichkeit, dass Bitcoin bis Anfang 2026 unter 100.000 US-Dollar fällt, bis zu 68%.
On-Chain-Daten stützen diesen vorsichtigen Ausblick zusätzlich. Glassnode berichtete, dass langfristige Bitcoin-Halter im Jahr 2025 ihren größten eintägigen Ausverkauf durchführten und 97.000 BTC abstießen. Darüber hinaus zeigten CryptoQuant-Daten vom August, dass Bitcoin-Wale 115.000 BTC im Wert von insgesamt 12,7 Milliarden US-Dollar verkauften – der bedeutendste Abfluss seit Juli 2022. Dieses Zusammentreffen geteilter Expertenmeinungen und signifikanter On-Chain-Verkaufsaktivitäten unterstreicht die tiefgreifende Unsicherheit, die die aktuelle Kryptowährungslandschaft kennzeichnet, selbst wenn eine konträre Ansicht eine zugrunde liegende Stärke suggeriert.

Jonas ist unser Chefredakteur mit über 8 Jahren Erfahrung im Finanzjournalismus. Er analysiert Kryptowährungen bis ins kleinste Satoshi-Level und übersetzt komplexe Daten in verständliche Insights. Mit einem Kaffee in der Hand und einem Ledger in der Hosentasche beweist er, dass Krypto und Genuss zusammenpassen – außer wenn der Kaffee ausverkauft ist.