Die unkonventionelle Strategie von MicroStrategy, das nun als Strategy firmiert, hat bei Finanzanalysten, insbesondere bei JPMorgan, erhebliche Aufmerksamkeit erregt. Letztere weisen auf ein aufkommendes systemisches Risiko hin. Durch den konsequenten Erwerb beträchtlicher Mengen an Bitcoin hat sich das Unternehmen de facto in ein gehebeltes Kryptowährungs-Investitionsvehikel verwandelt. Diese einzigartige Neuausrichtung des Unternehmens steigert zwar ihre Marktbewertung, setzt aber gleichzeitig ein breites Spektrum passiver Anleger unbeabsichtigt der Volatilität digitaler Vermögenswerte aus, selbst wenn deren Portfolios darauf ausgelegt sind, eine direkte Krypto-Exposition zu vermeiden. Dieses Phänomen wirft kritische Fragen zur Marktdynamik und zur sich entwickelnden Definition traditioneller Unternehmenswerte auf.
Indirekte Exposition durch Indexgewichtung
Die von Nikolaos Panigirtzoglou angeführte Analyse von JPMorgan identifiziert einen zentralen Mechanismus für diese indirekte Exposition: das zunehmende Gewicht von MicroStrategy in prominenten Aktienindizes. Wenn die Marktkapitalisierung des Unternehmens mit jeder Bitcoin-Akquisition anschwillt, wächst auch ihre proportionale Repräsentation in Benchmarks wie dem Nasdaq-100 und dem Russell 1000. Dies erzeugt eine Rückkopplungsschleife, bei der passive Fonds, die diese Indizes abbilden, gezwungen sind, ihre Bestände an MicroStrategy-Aktien zu erhöhen, wodurch sie indirektes Engagement in Bitcoin erben. Panigirtzoglou charakterisiert MicroStrategy spezifisch als einen „gehebelten Bitcoin-Fonds“ und unterstreicht damit das verstärkte Risiko, das diesem Modell innewohnt. Obwohl MicroStrategy nicht Teil des S&P 500 ist, sind schätzungsweise 50 Milliarden US-Dollar an Anlagekapital mit der Indexaufnahme von MicroStrategy verbunden, wovon etwa 21 Milliarden US-Dollar aus passiven Fonds stammen.
Diskrepanz zwischen Marktbewertung und intrinsischem Wert
Ein kritischer Punkt der Besorgnis für Analysten ist die erhebliche Diskrepanz zwischen der Marktbewertung von MicroStrategy und dem intrinsischen Wert ihrer kombinierten Vermögenswerte. Während das Unternehmen ungefähr 592.100 Bitcoins im Wert von rund 61 Milliarden US-Dollar hält, erreichte ihre Marktkapitalisierung zeitweise geschätzte 103 Milliarden US-Dollar. Dieses erhebliche Premium deutet darauf hin, dass der Markt einen Wert zuweist, der sowohl ihre digitalen Vermögenswerte als auch ihr Kerngeschäft, wenn auch bescheiden, im Bereich Unternehmenssoftware bei weitem übersteigt. Zum Beispiel meldete MicroStrategy im ersten Quartal einen Umsatz von lediglich 111,1 Millionen US-Dollar, was nur begrenzte operative Rechtfertigung für den Großteil ihrer Marktkapitalisierung bietet und zu einer genauen Prüfung ihrer zugrunde liegenden wirtschaftlichen Logik führt.
Finanzierungsrisiken und Liquiditätsbedenken
Darüber hinaus hat JPMorgan potenzielle zukünftige Cashflow-Herausforderungen und die inhärente Fragilität der Finanzierungsstrategie von MicroStrategy signalisiert. Ein erheblicher Teil ihrer Bitcoin-Akquisitionen wurde durch die Ausgabe von Schulden und Vorzugsaktien finanziert. Die Nachhaltigkeit der Renditen dieser Finanzinstrumente hängt stark von einer anhaltenden und robusten Wertsteigerung des Bitcoin-Preises ab. Sollte der Kryptowährungsmarkt einen Abschwung oder eine Stagnationsperiode erleben, könnte das Unternehmen erheblichen Druck auf seine Fähigkeit zur Bedienung seiner Verpflichtungen erfahren. Das aktuelle Leverage-Verhältnis, bei dem die Summe aus Schulden und Vorzugsaktien fast ein Sechstel ihrer Bitcoin-Vermögenswerte ausmacht, unterstreicht einen kritischen Schwachpunkt, der akut problematisch werden könnte, wenn der bullische Zyklus im Kryptomarkt ins Stocken gerät.

Lukas ist unser Marktstratege mit Schwerpunkt DeFi und Altcoins. Er folgt Kurscharts wie ein Spürhund der Blockchain und entdeckt Trends, bevor sie viral gehen. Nach Feierabend erklärt er seinen Freunden, dass NFTs nichts mit Einhörnern zu tun haben – aber sie zu überzeugen, ist manchmal härter als ein Hard Fork.