Die zunehmende Verbreitung von Kryptowährungen, insbesondere unter jüngeren Bevölkerungsgruppen, vollzieht sich inmitten eines kritischen Mangels an Finanz- und Digitalkompetenz, was erhebliche Schwachstellen für Kleinanleger schafft. Ein umfassender Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der auf Daten aus 39 Volkswirtschaften basiert und im September 2025 veröffentlicht wurde, verdeutlicht diese Diskrepanz drastisch. Er warnt davor, dass viele Personen, die digitale Vermögenswerte halten oder erwerben wollen, nicht über das notwendige Wissen verfügen, um die Komplexität des Marktes zu bewältigen, Betrug zu erkennen oder technische Ausfälle zu mindern, wodurch sie einem erhöhten Risiko finanzieller Verluste ausgesetzt sind.
Die allgegenwärtige Kompetenzlücke bei digitalen Vermögenswerten
Die OECD-Umfrage, die darauf abzielte, das Verständnis von Erwachsenen für grundlegende Finanzkonzepte und ihre Kompetenz im Umgang mit digitalen Finanzinstrumenten zu bewerten, zeigte eine weit verbreitete mangelnde Vorbereitung auf Investitionen in digitale Vermögenswerte. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass viele Anleger Schwierigkeiten haben, betrügerische Machenschaften zu erkennen, die Auswirkungen der Volatilität auf ihre Bestände zu verstehen oder gar grundlegende Sicherheitspraktiken wie die Speicherung privater Schlüssel zu begreifen. Diese kritischen Wissenslücken erhöhen die Wahrscheinlichkeit finanzieller Verluste, die Anfälligkeit für kriminelle Ausbeutung und irreversible Fehler erheblich.
Quantitativ ergab die Umfrage einen durchschnittlichen Finanzkompetenz-Score von nur 53 von 100 Punkten in den 39 Volkswirtschaften. Besorgniserregender ist, dass 71 % der Erwachsenen unter dem von der OECD als notwendig erachteten Mindestniveau für die Teilnahme am digitalen Finanzwesen lagen. Darüber hinaus erreichten weltweit nur 29 % der Erwachsenen und in den OECD-Mitgliedsländern 34 % den angestrebten Kompetenz-Score von 70 von 100 Punkten. Diese Daten unterstreichen, dass weniger als jeder dritte Erwachsene weltweit über das erforderliche Verständnis verfügt, um die inhärenten Risiken des digitalen Finanzwesens verantwortungsvoll zu managen.
Trotz dieser Kompetenzdefizite ist das Bewusstsein für Krypto-Assets bemerkenswert hoch und nimmt rapide zu: 41 % der Erwachsenen gaben an, damit vertraut zu sein. Die tatsächliche Eigentumsquote bleibt jedoch mit 3,2 % weltweit und 3,8 % in OECD-Ländern vergleichsweise niedrig. Einzelne Volkswirtschaften weisen höhere Adoptionsraten auf, so Luxemburg mit 11 %, Finnland mit 9 % und Irland mit 8 %, was darauf hindeutet, dass digitale Vermögenswerte in diesen Regionen zu einem wichtigen Bestandteil der Anlegerportfolios werden. Die OECD warnt, dass diese steigende Akzeptanz, verbunden mit unzureichender Anlegeraufklärung, die bestehenden Marktrisiken unweigerlich verstärken wird.
Ein besonders auffälliges Ergebnis verdeutlicht ein grundlegendes Missverständnis unter Krypto-Inhabern: 55 % sind sich bewusst, dass digitale Vermögenswerte in ihren Jurisdiktionen kein gesetzliches Zahlungsmittel sind, doch fast 50 % glauben, dass Kryptowährungen identisch mit staatlich ausgegebenen Fiat-Währungen funktionieren. Dieses Missverständnis, so die OECD, ermutigt Anleger, unkalkulierte Risiken einzugehen, was potenziell zu schwerwiegenden finanziellen Folgen führen kann. Darüber hinaus werden viele Investitionen durch die Angst, etwas zu verpassen (FOMO), oder durch beobachtete schnelle Gewinne von Gleichgesinnten angetrieben, ein "Herdenverhalten", das häufig zu unklugen finanziellen Entscheidungen führt.
Politische Notwendigkeiten für den Anlegerschutz
Als Reaktion auf diese Ergebnisse betont die OECD die dringende Notwendigkeit, dass politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden entschlossen handeln. Sie plädiert für erhebliche Investitionen in Finanzbildungsprogramme, die sich direkt mit den einzigartigen Risiken von Krypto-Assets befassen und über die allgemeine Finanzkompetenz hinausgehen. Spezifische Empfehlungen umfassen die Integration krypto-bezogener Themen in Lehrpläne, von Schulprogrammen bis hin zu Kursen für Erwachsenenbildung. Zusätzlich sollten diese Programme wesentliche digitale Sicherheitskenntnisse vermitteln, wie das Einrichten und Verwalten digitaler Geldbörsen, das Sichern privater Schlüssel und das Erkennen betrügerischer Angebote.
Entscheidend ist, dass die OECD die Regierungen auffordert, klar zu kommunizieren, dass Kryptowährungen im Allgemeinen kein gesetzliches Zahlungsmittel sind und selten durch Einlagensicherungssysteme geschützt werden. Diese Klarstellung ist entscheidend, um die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass Gelder, die durch den Zusammenbruch von Börsen oder vergessene Schlüssel verloren gehen, in der Regel nicht wiederherstellbar sind. Bildung allein wird jedoch als unzureichend erachtet. Der Bericht betont, dass selbst informierte Anleger Verluste erleiden können, wenn die regulatorischen Rahmenbedingungen schwach sind, die Märkte unzureichend überwacht werden und Plattformen grundlegende Betriebsstandards nicht einhalten. Daher muss Bildung synergetisch mit robusten Verbraucherschutzgesetzen kombiniert werden, um Einzelpersonen sowohl mit Wissen als auch mit Schutzmaßnahmen auszustatten.
Angesichts der dynamischen Entwicklung des digitalen Finanzwesens, die durch kontinuierliche Innovationen bei Produkten, Märkten und Plattformen gekennzeichnet ist, empfiehlt die OECD, dass Bildungsbemühungen fortlaufend sein sollten. Die Regierungen werden ermutigt, die Wirksamkeit dieser Programme kontinuierlich zu überwachen, aufkommende Lücken oder veraltete Inhalte zu identifizieren und rechtzeitig Anpassungen vorzunehmen, um Risiken für Anleger in diesem sich schnell entwickelnden Sektor proaktiv zu mindern.