Die langjährige Überzeugung unter Bitcoin-Enthusiasten, dass der Kryptowährungsmarkt vor Ende 2025 einen signifikanten Höhepunkt erreichen wird, wird zunehmend hinterfragt. Eine wachsende Zahl prominenter Krypto-Analysten stellt diese weit verbreitete Annahme infrage und behauptet, sie basiere auf begrenzten historischen Daten und unterschätze den tiefgreifenden Einfluss neuer institutioneller Dynamiken.
Infragestellung des auf Halvings basierenden Zyklusmodells
Im Mittelpunkt dieser Skepsis steht das Argument gegen eine übermäßige Abhängigkeit von Bitcoins Halving-Zyklen als alleinigem Prädiktor für das Marktverhalten. Krypto-Analyst PlanC betont beispielsweise, dass bei nur drei Halving-Ereignissen in Bitcoins Geschichte die Ableitung zukünftiger Preisentwicklungen auf Basis einer so begrenzten Datenmenge statistisch unhaltbar ist. Er vertritt die Ansicht, dass neue Faktoren, wie die zunehmende Integration von Bitcoin in Unternehmensbilanzen und die Milliarden-Dollar-Zuflüsse in US-Spot-ETFs (Exchange-Traded Funds), nun einen dominanteren Einfluss auf die Marktzyklen ausüben als der traditionelle Halving-Mechanismus.
“Anyone who thinks Bitcoin has to peak in Q4 of this year does not understand statistics or probability. The halving is completely irrelevant at this point, and there is zero fundamental reason—other than a psychological, self-fulfilling prophecy—for the peak to occur in Q4…”
— PlanC (@TheRealPlanC) September 5, 2025
Während viele Investoren auf Bitcoins historisch starke Performance im vierten Quartal verweisen – wobei Daten von CoinGlass einen durchschnittlichen Gewinn von über 85 % seit 2013 zeigen –, warnt PlanC davor, Korrelation mit Kausalität zu verwechseln. Seiner Ansicht nach ist die Anlegerpsychologie und nicht fundamentale Markttreiber oft die primäre Kraft, die die Erwartung einer jährlichen Rallye im vierten Quartal aufrechterhält.
Divergierende Expertenmeinungen
Trotz PlanCs vorsichtiger Haltung bleibt die Analystengemeinschaft hinsichtlich Bitcoins unmittelbarer Entwicklung gespalten. Stephen McClurg von Canary Capital beispielsweise vertritt die Ansicht, dass Bitcoin immer noch Kursziele zwischen 140.000 und 150.000 US-Dollar erreichen könnte, bevor es 2026 zu einer möglichen Umkehr kommt. Ähnlich deutet Matt Hougan von Bitwise an, dass der aktuelle Bullenmarkt das Momentum besitzt, sich weit bis ins Jahr 2026 und möglicherweise darüber hinaus zu erstrecken. Im Gegensatz dazu prognostizieren Persönlichkeiten wie Arthur Hayes und Joe Burnett weiterhin ehrgeizige Ziele und sagen Bitcoin-Preise von bis zu 250.000 US-Dollar bis zum Ende des laufenden Jahres voraus.
Sich entwickelnde Marktdynamiken und zukünftige Unsicherheit
Der breitere Konsens, der sich aus diesen unterschiedlichen Perspektiven abzeichnet, ist, dass Bitcoins zukünftiger Weg erheblich von den geordneten Mustern früherer Zyklen abweichen könnte. Das Aufkommen einer ausgeklügelten institutionellen Beteiligung, gekennzeichnet durch Unternehmensschatzämter, die Bitcoin halten, und die Verbreitung von Spot-ETFs, führt eine Schicht von Komplexität und Kapitalfluss ein, die in früheren Marktphasen weitgehend fehlte. Diese Entwicklung impliziert, dass Prognosen, die ausschließlich auf historischen Zyklen basieren, sich als zunehmend unzuverlässig erweisen könnten, wodurch Jahresendprognosen unsicherer denn je werden.

Jonas ist unser Chefredakteur mit über 8 Jahren Erfahrung im Finanzjournalismus. Er analysiert Kryptowährungen bis ins kleinste Satoshi-Level und übersetzt komplexe Daten in verständliche Insights. Mit einem Kaffee in der Hand und einem Ledger in der Hosentasche beweist er, dass Krypto und Genuss zusammenpassen – außer wenn der Kaffee ausverkauft ist.